Chronik

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Brunnthal nahe dem Alpenvorland liegt auf einer Schotterebene und ist eine typische Rodungssiedlung. Erstmals ist in den Beschlüssen der Synode von Dingolfing anno 772 von Brunnthal die Rede. Oftmals wechselte der Ort die Besitzer. Nichts blieb dem Ort und seinen Bewohnern erspart.

Der 30 jährige Krieg 1631 hat Brunnthal schwer heimgesucht. Die Schweden und der Hunger peinigten die Menschen. 1632/33 war die Pest ausgebrochen und dezimierte die Bevölkerung – laut mündlicher Überlieferung soll nur ein Bewohner von Portenläng überlebt haben.

Trotz allem hatte Brunnthal damals schon eine Kirche, was darauf schließen lässt, das sich wieder wohlhabende Bürger hier niedergelassen hatten.

1739 wurde diese erste Kirche als baufällig erklärt, worauf die jetzige St.-Nikolaus-Kirche vom Baumeister Ignaz Gunezrainer, aus oberbayerischem Baumeistergeschlecht, erbaut wurde.

Kaum das sich die Bevölkerung vom furchtbaren Schrecken erholt und eine Ära des Friedens, des kulturellen Lebens und des Aufbauens begonnen hatte, bekamen sie die Nachwirkungen der französischen Revolution zu spüren.

1820 sollte die Kirche in Brunnthal wieder abgebrochen werden, aber F.X.Baron von Hartung rettete das Gotteshaus. In einer Septembernacht 1863 stürzte der Kirchturm ein. Mit 6.000 Gulden, wobei die nachbarlichen Gemeinden mithalfen, wurde der Turm wieder aufgebaut.

In dieser Zeit weist Brunnthal eine Fläche von 18,4qkm bzw. 1.810,14 ha auf. Nachfolgende Ortschaften gehörten zur Gemeinde.

Otterloh, bekannt schon im Jahre 915, Lanzenhaar = Wald d. Anzo im 11. Jh., Kirchstockach = Stockachi im 10. Jh., Riedenhausen = Häuser in der Rodung des Waldes und Englwarting = Hof des Engilward im 13. Jh., 1934 Waldbrunn, Neukirchstockach und 1953 die Gudrunsiedlung. Die älteste Bauernfamilie sind die Portenlänger in Portenläng.

Was das Bildungswesen anbelangt, gehörte Brunnthal bis 1803 zur Schule Hohenbrunn. Im Jahre 1820 aber bauten die Brunnthaler bereits ihre erste eigene Schule. 1840 zählte die Gemeinde bereits 308 Einwohner. 1860 wurde der Bau eines neuen Schulhauses beschlossen. Im gleichen Zuge mit der wachsenden Einwohnerzahl war das Wasserproblem zu lösen, denn Wasser gilt als Grundlage des Lebens. Es muss auch überall wo Leute siedeln, Wasser vorhanden sein. Die Siedler fanden überall Wasser vor und diesen Umstand verdanken Brunnthal, Hohenbrunn u.a. ihren Ortsnamen.

Brunnenhaus Brunnthal

Es ist nirgends zu ersehen, wann in Brunnthal Brunnen gebohrt wurden. Wie aber aus der Fotographie zu ersehen ist, war ein sogenannter „Trettbrunnen“ mit Brunnenhaus vorhanden, der 1898 aufgelassen und das Brunnenhaus abgebrochen wurde. Zwei Jahre vorher, 1896, erhält Brunnthal, Otterloh und Lanzenhaar je einen Brunnen.

Es war also um die Jahrhundertwende, als die Gemeinde gezwungen war, durch ihr Wachstum und Ihre Ausdehnung, begünstigt durch die Verbreitung des elektr. Stromes, die Wasserversorgung aller Ortsteile durch den Bau von eigenen Wasserwerken und Verlegung von Rohrleitungen zu ordnen. Die Anstrengungen, Wasser zu beschaffen und zu verteilen, wurden immer kostspieliger. 1954 erhielt Neukirchstockach einen Brunnen und versorgt Waldbrunn sowie die Gudrunsiedlung mit dem lebensnotwendigen Nass. 1975 wird das neueste Pumpwerk in Betrieb genommen, welches sämtliche Ortsteile zu versorgen hat. Kostenpunkt ca. 1,2 Millionen DM. Die Be- und Entwässerung hält die Verantwortlichen der Gemeinde wahrhaftig in Bewegung.

Mit der rasanten Zunahme der Bevölkerung und der damit verbundenen Bebauung stiegen auch die Brandgefahren. Dass das eigene Dorf durch eine Feuersbrunst vernichtet werden könnte, bewegte alle Gemüter, denn sie bangten um ihr Hab und Gut. Man muss wissen, dass zu damaliger Zeit fast alle Gebäude aus Holz erbaut und die Dächer mit Holzschindeln gedeckt waren. In den Häusern selbst gab es vielfach nur offene Brandstellen und der Rauch zog, da es keine Schornsteine gab, nur durch die Dachluken ab.

Feuerwehrteam Brunnthal

Seit die Menschheit die Urgewalt Feuer kennt und sie nutzt, die Erfindungen, die besonders auf der Feuerkraft aufbauten aber die Brandgefahren vermehrten, zwangen zur erhöhten Gegenwehr und vorbeugenden Schutzmaßnahmen.

1870 versuchte das Königliche Bezirksamt München 1 die Gemeinde zu veranlassen, ihre Brandbekämpfung zu verbessern, denn es ist kaum eine andere Einrichtung für das Leben und Eigentum der Ortsbürger einer Gemeinde so wichtig wie „das Feuerlöschwesen“.

Damit war es hier und auch in vielen anderen Orten noch schlecht bestellt, obwohl man sich bestimmt mit den Gedanken einer Freiwilligen Feuerwehr befasst hatte. Doch der Entschluss ließ noch einige Zeit auf sich warten, bis aus den traurigen Erfahrungen und den großen Schadensmeldungen nachbarlicher Gemeinden der Beschluss zur Gründung gefasst wurde.

Aus einem Akt der Feuerlöschordnung im Bezirksamt München I, Az. 59936 über den Stand des Feuerlöschwesens der Gemeinde Brunnthal 339 Bürger betrug, und neben dem Steueraufkommen und dem Brandversicherungsbeitrag ein aufgeschlüsseltes Feuerwehrgeräteverzeichnis ausweist, das Brunnthal einen Feuerhaken als einziges Gerät aufführt und vermerkt: „Die Gemeinde hat Anteil an der Löschmaschine in Höhenkirchen“.

Brunnthal hatte also eine „Wehr“, aber kein offizielles Gründungsprotokoll.

Das Gründungsjahr der FF Brunnthal – 1875 – erscheint endlich im Akt LRA 108991 ff. des Bezirksamtes München I, Landesfeuerwehrstatistik 1890 ff. in einer statistischen Zusammenstellung über das Feuerlöschwesen in Oberbayern, vom 16.09.1887. Danach hatte die Freiwillige Feuerwehr Brunnthal an diesem Stichtag 53 Mitglieder mit eben so vielen Mützen. Bis dahin schien die Feuerwehr nur ein loser Verband gewesen zu sein, denn das königliche Bezirksamt München I schreibt unter anderem an die Gemeindeverwaltung: „Sollte die Freiwillige Feuerwehr Brunnthal durch die fraglichen Vorgänge und Mängel an Gemeinsinn für die Zukunft unmöglich geworden sein, so ist eine sogenannte Pflicht- oder Gemeindefeuerwehr nach Maßgabe der Vorschriften vom 07. August 1873 zu bilden.“

In einem weiteren Ausschnitt eines Briefes an das Bezirksamt vom 14.12.1874 ist zu lesen“… Unter Bezugnahme auf Ziff.3, Abs. 2 der Vorschrift über den Vollzug der Distrikts-Polizeilichen Feuerlöschordnung wird hiermit zur Anzeige gebracht, dass die unten Aufgeführten der rechtzeitig an sie ergangenen Ladung, ungeachtet und trotz weiteren mehrmaligen mündlichen Aufrufens, sich gestern Nachmittags vorgenommener Übung der Feuerwehr entzogen und während der ganzen Übung im Wirtshause sitzen blieben und vor dessen Fenstern exerziert worden ist…“

Abschließend noch: „Bei den sehr lockern Bestand der Feuerwehr, wäre ein straffes Anziehen der Zügel sehr fruchtbringend sein…“

Es konnte daher nicht ausbleiben, das bei der Ausbildung und der Führung Mängel auftraten, die zu beseitigen waren. Es fehlte an der richtigen Bekämpfung des Brandes, der Ordnung an der Brandstätte und an dem gemeinschaftlichen ausgerichteten Handeln. Kurzum, es fehlte noch an der Organisation und dem Wissen, was jeder zu tun und zu lassen hatte.

Man musste sich also an die Gepflogenheiten einer freiwilligen Feuerwehr erst einüben. Dazu gab es genügend Gelegenheiten mit den nachbarlichen Wehren, die schulmäßige Feuerwehrtechnik bei gemeinsamen Übungen zu üben, damit man sich auch im Ernstfall gegenseitig tatkräftig unterstützen konnte.

Schwieriger als das Ausbildungsproblem war wohl der finanzielle Komplex. Aber auch hier konnte man die Erfahrungen bei Nachbargemeinden auf diesem Sektor sich zu Nutze machen. Und es gelang!!

Die Gemeinde und die Bürger halfen und trugen zum Gelingen bei. Der Abdruck des Gesamt-Gemeinde-Beschlusses vom 14.April 1875 gibt Aufschluss über die Anschaffung der Feuerspritze und den Bau des Feuerhauses.

Gesamt Gemeinde Beschluss
Brunnthal am 14. April 1875
Einführung des Bierpfennigs betr.
Von Seiten des Bürgermeisters wurde heute eine Gemeindeversammlung anberaumt und es sind von 46 Gemeindebürger 30 erschienen.
Mit 27 gegen 3 Stimmen wurde beschlossen.

Um der vom kgl. Bezirksamte anbefohlenen Anschaffung einer Feuerspritze Folge leisten zu können, sowie den Bau eines Feuerhauses aufzuführen, soll in der Gemeinde der Bierpfennig eingeführt und das kgl. B.A. gebeten werden, dies beim kgl. Staatsministerium zu erwirken.

Zur Bestätigung unterzeichnen
Zimmermann Bürgermeister
Mathäus Weiß
Michael Steyrer

Der Bierpfennig wurde eingeführt und mancher freudige Biertrinker im Dorf wurde zum ungewollten Wohltäter. Die Gelder schienen aus den verschiedensten Quellen reichlich zu fließen, wie das Schreiben vom 09.05. 1876 Auskunft gibt. Mit Elan wurde die Beschaffung von einer Druckspritze, der Bau des Feuerhauses, die Anschaffung von notwendigsten Gerätschaften , wie eine oder zwei Steigerleitern, womöglich mit Unterstützungsstangen, drei Dach – und zwei Hakenleitern, drei Feuer hacken, einer Anzahl Feuereimer und der vollkommenen Ausrüstung mit Gurten, Beilen, Hacken für sieben Steiger, wie es im Schreiben des Bez.-Amtes vom 20.09.1875 gefordert wurde, in angriff genommen. Gleichzeitig mussten auch eine anzahl tauglicher Männer benannt werden, die in Bogenhausen von einem Sachverständigen zum Steiger und Spritzenmann ausgebildet werden und über die Art der Übungen belehrt werden konnten. Aus den spärlichen lückenhaften Aufzeichnungen der damaligen Zeit war es nicht leicht, die ortseigenen Wünsche zu erfüllen, wie es aus dem abgedruckten Schreiben des kgl. Bez.-Amtes zu ersehen ist.

Anschreiben kgl. Bez.-Amtes

No. 3,367
München, am 27.Oktober 1875
Kgl.Bez.-Amt München
Feuerlöschwesen
Betr.
Anruhend folgen 2 Verzeichnisse der Pflicht & freiw. Feuerwehr zur Ergänzung & Remission.

Gleichzeitig ist anzugeben, wie die Gemeindeverwaltung dazu kommt, sich eine Löschmaschine kaufen zu wollen, da nach den gemachten Erfahrungen die Maschinen aus der Feuerlöschmaschinen „Fabrik v, Braun in Nürnberg“, welche auch in vielen übrigen Gemeinden eingeführt sind, sich als sehr gut bewährt haben. Auch ist der hierzu veranschlagte Preis a/890 Mark viel zu hoch.

Es ist eine Spritze um einen billigen Preis 6 – 700 Mark anzukaufen, welche vollkommen ausreicht & der Überschuss zur Anschaffung anderer Feuerlöschgerätschaften, welche ebenso notwendig sind, zu verwenden.

Hierbei wird der Gemeinde Brunnthal bemerkt, dass auf der Anschaffung einer größeren Leiter mit Unterstützungsstangen sowie 2 leichter Dachleitern bestanden wird.

Herrmann Kbez. Amtm.
Erledigt am 29.J.76

Doch bald konnte die Brunnthaler Wehr eine Feuerlöschmaschine ihr Eigen nennen. Es war eine fahrbare Saug- und Druckmaschine, Fabrikat Reinhard, Würzburg, Baujahr 1873.

Sie tat ihren Dienst bis 1937. Sie ist heute noch im Feuerwehrhaus zu bewundern. Die für damalige Verhältnisse moderne Löschmaschine mag zu neuem Eifer und freudiger Zusammenarbeit angeregt haben, aber es ist heute kaum mehr vorstellbar, wie sich die Feuerwehrmänner beim Einsatz geplagt und abgerackert haben.